Forensic Nursing – Pflege im forensischen Setting

Forensic Nursing – Pflege im forensischen Setting

2022 wurden in Österreich rund 78.000 Gewaltdelikte angezeigt. Die Dunkelziffer wird weit höher eingeschätzt.

Im Lehrgang werden Pflegepersonen befähigt, unabhängig von Anzeigen in der täglichen Praxis Opfer und Gewaltdelikte zu erkennen und Spuren gerichtlich verwertbar zu sichern. Sie trainieren forensisch herausfordernden Situationen sensibel und kritisch-reflektiert zu begegnen und ihre kommunikativen Fertigkeiten deeskalierend in der prozesshaften Begleitung der Opfer in Notfallsituationen einzusetzen.

Im Überblick

Im Überblick

Dauer: 2 Semester, berufsbegleitend

ECTS: 30

Abschluss: Abschlusszeugnis

Kosten: € 4.330,40

Start: Wintersemester 2025/26

Qualifikationsprofil & Learning Outcomes

Die Absolvent*innen werden befähigt durch ihr fundiertes Wissen, Opfer und Gewaltdelikte zu erkennen, Spuren zu sichern und die entsprechende Dokumentation durchzuführen. Sie trainieren, forensisch herausfordernden Situationen sensibel und kritisch-reflektiert zu begegnen und ihre kommunikativen Fertigkeiten deeskalierend in der prozesshaften Begleitung der Opfer in Notfallsituationen einzusetzen.
Absolvent*innen des Universitätslehrgangs Forensic Nursing – Pflege im forensischen Setting sind in der Lage:

  • Formen von Gewalt im Pflegealltag zu erkennen,
  • unterschiedliche Formen von Gewalt sowie deren Auswirkungen zu kennen,
  • verschiedene Verletzungsarten zu erkennen und zwischen Unfall, Selbsthandlung und Delikt abzugrenzen,
  • nach den rechtlichen Aspekten in Bezug auf Forensic Nursing zu handeln,
  • klinische Zeichen für Misshandlung und Gewalt an verschiedenen Personengruppen wie älteren Personen, Kindern usw. zu erkennen und das weitere Vorgehen zu benennen,
  • Verletzungen und forensische Spuren zu erfassen, einzuschätzen, zu sichern und gerichtlich verwertbar zu dokumentieren,
  • die Grundlagen der forensischen Toxikologie zu Alkohol, Drogen und Medikamenten bezüglich verkehrsmedizinischer und klinisch medizinischer Relevanz zu verstehen,
  • das Angebot von Opferhilfeeinrichtungen sowie den Ablauf einer Beratung durch diese zu kennen,
  • eine Risikoanamnese durchzuführen und die Prinzipien der Täteransprache zu kennen,
  • psychologische Notfallinterventionen sowie Traumata zu beschreiben,
  • Fälle von Gewalteinwirkung aus der klinischen Praxis zu reflektieren und diese einzuordnen,
  • ihre kommunikativen Fertigkeiten in der Deeskalation von forensisch herausfordernden Situationen und der Begleitung von Opfern in Notfallsituationen zu trainieren.

 

Bedarf & Relevanz

Forensic Nursing – Pflege im forensischen Setting gehört in Europa zu den verhältnismäßig neuen Spezialisierungen in der Pflege. In den USA und Kanada gibt es die Spurensicherung durch Pflegende schon seit mehr als 30 Jahren. Sie sichern und dokumentieren die Spuren von Gewalt bei den Opfern und unterstützen so die Aufklärung von Verbrechen. Im Jahr 2022 wurden in Österreich rund 78.836 Gewaltdelikte bei der Polizei zur Anzeige gebracht. Gegenüber dem Jahr 2021 kam es zu einem 16,9 %-igen Anstieg. In der Steiermark betrug der Anstieg gegenüber dem Jahr 2021 22,5 % (Polizeiliche Kriminalstatistik, 2023). Hierbei handelt es sich nur um die zur Anzeige gelangten Gewaltdelikte. Die Dunkelziffer wird auf ein vielfach höheres Ausmaß geschätzt. In Fällen von Gewaltdelikten ohne erstattete Strafanzeige ermöglichen Pflegefachpersonen dank dieser forensischen Zusatzausbildung eine rasche, neutrale und professionelle Befunderhebung und -dokumentation wie auch eine sachgerechte Sicherstellung von Proben. 

Für die Absolvent*innen des Universitätslehrgangs Forensic Nursing – Pflege im forensischen Setting sind insbesondere folgende Berufsfelder relevant:

  • Notfallstationen/Intensivmedizin;
  • Gynäkologie und Geburtshilfe;
  • Pädiatrische, geriatrische, psychiatrische Kliniken;
  • Orthopädie und Traumatologie;
  • Klinisch-forensische Ambulanzen;
  • Rettungsdienste;
  • Präventions- und Beratungszentren;
  • Mobile Dienste, Langzeitpflege;
  • Primärversorgungseinrichtungen;
  • Gewaltschutzinstitutionen.

 

Zielgruppe

  • Personen, die über eine Berufsberechtigung im gehobenen Dienst für Gesundheits- und Krankenpflege verfügen
  • oder eine über gleichwertige anerkannte (internationale) Berechtigung im Sinne des GuKG idgF.

Voraussetzungen für die Zulassung

  • Nachweis der Berufsberechtigung im gehobenen Dienst für Gesundheits- und Krankenpflege

oder

  • eine gleichwertige anerkannte (internationale) Berechtigung im Sinne des GuKWV i.d.g.F.

Die Absolvierung von einzelnen Unterrichtsfächern als Weiterbildungsveranstaltung ist nach Maßgabe freier Kapazitäten möglich. Die Auswahl und Zustimmung obliegt der Lehrgangsleitung.

Aufbau & Gliederung

Der Universitätslehrgang umfasst 2 Semester und gliedert sich in  5 Module für welche insgesamt 30 ECTS-Anrechnungspunkte vergeben werden. Die Abfolge der Module ist nicht aufbauend und kann von der Lehrgangsleitung geändert werden.

Das Studium entspricht der Stufe 4 des Europäischen Qualifikationsrahmens.

 

Lehrgangsinhalte

  • Grundlagen der Gewalt und Gewalterkennung
  • Pflege und Unterstützung von Opfern und Gewalt
  • Juristische Grundlagen
  • Hospitation
  • Abschlussarbeit

Abschluss

Der Universitätslehrgang gilt als erfolgreich absolviert, wenn alle Prüfungen und Praktika sowie die schriftliche Abschlussarbeit positiv abgeschlossen wurden. Nach positiver Erbringung sämtlicher, im gegenständlichen Curriculum vorgesehener Leistungsnachweise wird den Absolvent*innen des Universitätslehrgangs ein Abschlusszeugnis der Medizinischen Universität Graz ausgestellt.

Außerdem erhalten  Absolvent*innen über eine positiv absolvierte Abschlussprüfung ein Zeugnis gemäß § 19 GuK-WV ausgestellt, das zur Führung der Zusatzbezeichnung „Forensic Nursing - Pflege im forensischen Setting“ in Klammer nach der Berufsbezeichnung berechtigt. (vgl § 11 Abs 2 GuKG idgF).

Kosten

Die Gesamtkosten für den Universitätslehrgang betragen € 4.330,40.

Termine

Der nächste Universitätslehrgang startet im Wintersemester 2025/26. Detaillierte Informationen finden Sie HIER.

Lehrgangsleitung

Ärztlich-wissenschaftliche Lehrgangsleitung

Univ.-Prof.in Dr.in Sarah Heinze
Diagnostik- und Forschungsinstitut für Gerichtliche Medizin, Medizinische Universität Graz

Stv. ärztlich-wissenschaftliche Lehrgangsleitung

Univ.-Prof.in DDr.in Eva Reininghaus, MBA

Fachlichspezifische und organisatorische Leitung

Karoline Riedler, BSc, MSc
Akademie für Gesundheitsberufe Österreichischer Gesundheits- und Krankenpflegeverband, Landesverband Steiermark

Stellvertretende fachspezifische und organisatorische Leitung

Karoline Prattes, M.Ed
Akademie für Gesundheitsberufe Österreichischer Gesundheits- und Krankenpflegeverband, Landesverband Steiermark

Kontakt

 
ÖGKV Steiermark
Akademie für Gesundheitsberufe
T: +43 316 577151

 

 

Der Lehrgang wird in Kooperation mit dem ÖGKV abgehalten.